Die Rekonstruktion der Wasserspeier am Jubiläumsbrunnen am Schloss Babelsberg ist abgeschlossen.
Potsdam – Ein bisschen Glück gehöre beim Bronzegießen immer dazu, sagt Wilfried Hann. Der Kunstgießer aus Altlandsberg östlich von Berlin steht auf der Voltaire-Terrasse am Schloss Babelsberg und blickt zufrieden auf den Jubiläumsbrunnen mit den sechs kleinen Delfinköpfen, aus deren Mäulern das Wasser plätschert. Neben ihm steht Emily Elsholz. Die 22-Jährige ist Hanns „Lehrlingsdame“, wie er sie nennt. Für die Delfinköpfe hat sie mit Hann gemeinsam die Formen hergestellt und sie schließlich in der Werkstatt gegossen. „Ich wollte, dass sie sieht, wie hoch hier in Potsdam die Wertschätzung für die Dinge ist, die sie bei mir lernt.“
Zwölf mal zwölf Zentimeter groß sind die wasserspeienden Delfine des Brunnens von 1854. Dass sie jetzt rekonstruiert werden konnten und seit ein paar Tagen den Brunnen zieren, verdankt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) aber nicht nur der Arbeit von Hann und Elsholz, sondern auch der Spende von Ira Schwarz und Dieter Mann. Beide sind Mitglieder der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten. „Auf unseren Spaziergängen hier im Park haben wir nach und nach mitbekommen, wie die alte Pracht zurückgekehrt ist“, erzählt Mann. Gemeinsam mit Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh hätten sie eine Frühjahrs-Führung im Park gemacht. „Und da hat er so nett über den Brunnen gesprochen.“ Die Delfinköpfe jetzt daran zu sehen, sei für ihn und Schwarz ein i-Tüpfelchen. Manns Lebensgefährtin Schwarz muss lachen. Ein wenig habe Dorgerloh schon mit dem Zaunpfahl gewunken, gibt sie zu. „Ich war aber auch schon immer ein Delfin-Fan.“
Die Wiederherstellung kostete einen fünfstelligen Betrag
Schwarz gehört seit Mitte der 1990er-Jahre die Persius-Villa gegenüber dem Stadthaus. Sie hatte das Haus renoviert, musste aber damals mit dem von ihr dort eröffneten Floristik-Geschäft wieder ausziehen, weil der Boden des Grundstückes mit Chemikalien belastet war. Erst 2012 gab es in den Räumen der Villa die erste Ausstellung nach der Sanierung, ein Jahr später zog dort Wolfgang Joop mit dem Wunderkind-Shop ein. „Ich war immer mit Potsdam verbunden“, sagt Schwarz. Nun ist sie das auch durch den Brunnen im Park Babelsberg. Wie hoch die Summe ist, die Schwarz und Mann gespendet haben, wollen sie nicht verraten. Insgesamt habe die Wiederherstellung des Brunnens aber einen Betrag im fünfstelligen Bereich gekostet, heißt es von der SPSG.
2016 war er – allerdings noch ohne Delfinköpfe – im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten wieder errichtet worden. Der Brunnen wurde 1854 anlässlich der Silberhochzeit von Prinz Wilhelm und Prinzessin Augusta von Preußen als Geschenk aufgestellt. Damals war auf der Spitze des sechseckigen Brunnens eine 86 Zentimeter hohe Heroldsfigur in altdeutscher Tracht, die in der linken Hand eine Fahne mit den Daten der Hochzeit des Paares und der Silberhochzeit trug. In der rechten Hand des aus bronziertem Zinkguss gefertigten Herolds war ein Becher. An seinem Sockel standen drei musizierende Knaben. Alle vier Figuren sind seit dem Kriegsende 1945 verschwunden.
Der Architekt entwarf auch den Flatowturm
Der Entwurf des Brunnens stammt von Architekt Johann Heinrich Strack, der auch das Matrosenhaus im Park Babelsberg und den Flatowturm entwarf. Der ausführende Bildhauer war Ludwig Wilhelm Wichmann. Von ihm stammen auch die sich umarmenden Amor und Psyche im Park Sanssouci.
„Wir sind froh, dass das Wasser in Babelsberg wieder da ist“, sagt Generaldirektor Dorgerloh. Der Brunnen füge sich nun in die Wasserspiele ein, die den Park Babelsberg für die Besucher so spannend machen. Ein bisschen anders, als auf den alten Aquarellen aus der Zeit von Prinzessin Augusta ist das Sprühbild des Brunnens aber schon. Weniger schäumend kommt das Wasser aus den kleinen Mäulern. Eine größere Menge würde sie schneller verstopfen lassen – und die Besucher würden nass. Von 10 bis 18 Uhr speien die Delfine deshalb nur gemäßigt ihr Wasser in den Brunnen.
Kunstgießer Hann und Elsholz sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Die Delfine seien für ihn eine Verbindung zwischen Altlandsberg und Potsdam. Schön regelmäßig und eben sind die Köpfchen geworden. Das könne man im Vorhinein nie genau wissen. Und eben das sei das kleine Stück Glück, das man beim Gießen nicht beeinflussen könne.
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Quelle: TAGESSPIEGEL Potsdamer Neueste Nachrichten