Ein neuer Friseursalon und aus Kindheit wird Ernst

Ein neuer Friseursalon und aus Kindheit wird Ernst

Am 22. Dezember 1944 erblickt Ira Schwarz in dem kleinen Seebad Graal-Müritz die Welt. Schon die Geburt ist von einem Schicksalsschlag gezeichnet, der typisch für ihre Generation ist – ihr Vater fällt wenige Wochen vor ihrer Geburt; nur wenige Monate vor der Kapitulation des Dritten Reichs.

Neuaufbau durch starke Frauen

Nach ihrer Flucht aus Riga beweist die Mutter an diesem Punkt Unternehmergeist und investiert in eine neue Familienexistenz, indem sie einen neuen Friseursalon in Kühlungsborn eröffnet. Die kleine Ostseestadt liegt nur 50 Kilometer von Ira Schwarz’ Geburtsort entfernt. Dort wird sie die nächsten Jahre aufwachsen. Neben dem neuen Geschäft findet ihre Mutter auch einen neuen Mann – Erich Hohensee.

Über ihn erweitert sich die Familie auch um die verwitwete Großmutter Olga Voss, die das Haus Quitte (Hyperlink) zu dieser Zeit noch allein bewirtschaftet. Die tiefe Verbundenheit von Ira Schwarz’ zu dem Gebäude zeigt sich auf vielen Fotos, auf denen sie spielend beim Haus zu sehen ist.

Ein Stückchen Heimat für Ira Schwarz

Auf den 12.000 Quadratmetern ist allerdings nur wenig von der Idylle und Gartenatmosphäre der Gegenwart zu spüren. Die Hochzeit ihrer Eltern ist wird begleitet von Löwenzahnsuppe und Kaninchenbraten, was in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit ausreichen musste. Neben der hart arbeitenden Großmutter prägte Ira Schwarz auch die Arbeit ihrer Mutter, die bald merkt, dass sie sich mit ihrem Friseursalon in Kühlungsborn eingeengt fühlt.

Bei einer allgemein-konservativen Haltung der Kühlungsborner Gemeinde fühlt sich die Mutter fortschreitend unwohl, da dort sogar ein modischer Hut kritisch aufgenommen wird. Daher nutzt sie auch direkt die Chance, als ihr ein Laden in Rostock angeboten wird. Zu dieser Zeit, mit 150.000 Einwohnern, zumindest eine der größten deutschen Seestädte. Eine Bereitschaft zu unternehmerischem Tatendrang, die Ira Schwarz zweifellos auch prägt und sich in vielerlei Hinsicht in ihrem späteren Handeln abzeichnet.

Der wachsende Einfluss der SED

Das fokussierte Wachstum Rostocks ist dabei durchaus gezielt gelenkt von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Von der SED wurde zu dieser Zeit entschieden, die Stadt zu einer „Magistrale“ mit dem wichtigsten Hafen für die DDR auszubauen. Durch das gesteigerte Interesse gerät Iras Mutter und der Erfolg ihres Salons in den Fokus einer Nachbarin, die sich als bemühte Kommunistin und SED-Parteimitglied an den Mühen der Familie stört.

Erneut auf der Flucht

Als Resultat der sich zuspitzenden Lebensumstände innerhalb der DDR-Stadt Rostock, entscheidet sich Iras Mutter erneut für eine Flucht aus einer politischen Extremsituation. Ziel ist Berlin –  und der Weg über die Grenze wird abenteuerlich.