Die DDR öffnet Tür und Tor

Die DDR öffnet Tür und Tor

Ira Schwarz’ Verwunderung am Tag der Maueröffnung ist ein gutes Beispiel dafür, wie unerwartet die Wendung in der DDR-Politik kam. Auf ihrer Fahrt nach Reinickendorf sorgt bereits ein gut gelaunter Trabbifahrer dafür, dass Ira ins Staunen gerät. Ihre Frage „Wo kam der denn so plötzlich her?“ beantworten ihr die Kollegen mit Champagner – denn die Mauer steht nun kurz vor ihrem endgültigen Fall.

Ira Schwarz bekommt ein Stück Erinnerung zurück

Bereits kurze Zeit später denkt sie an das Grundstück ihrer Großmutter in Kühlungsborn, dass sie bei ihrer Flucht aus der DDR hinter sich lassen mussten. So fährt sie im Jahr 1990 das erste Mal wieder in ihren Heimatort und muss mit Enttäuschung feststellen, dass ihr Erbhaus in der Zwischenzeit stark verfallen ist. Das gleiche Schicksal haben fast alle Häuser in Kühlungsborn erlitten, denn die Politik des Ostens machte die Stadt zu einem überladenen Urlaubsort und gleichzeitig zu einer stark überwachten, potentiellen Fluchtgefahr aufgrund der Ostsee-Lage.

Obwohl Ira Schwarz anfänglich noch kein großes Interesse an einem Ferienhaus verspürt, geht man Renovierungsarbeiten an. Um die Strukturen des niederdeutschen Hallenhauses zu retten, ist die Restauration auch bitter nötig. Langsam werden Dach, Mauern und Lehmboden mühevoll wieder instand gesetzt.

Ein Schicksalsschlag

Schlagartig verändert der Flugzeugabsturz von Hans-Jochen Schwarz und vier Freunden in Südafrika den gewohnten Lauf der Dinge. Mit einer einmotorigen Sportmaschine gerät die Gruppe über Sambia in ein Gewitter und stürzt ab, weil sie das Leitwerk verliert. Die Maschine musste bereits ein Jahr zuvor wegen eines Motorschadens stehen gelassen werden. Innerhalb weniger Tage muss Ira Schwarz so fünf Beerdigungen beiwohnen.

Das abrupte Ableben ihres Ehemannes sorgt auch dafür, dass die Firma GRG vor einem Wendepunkt steht. Die Konkurrenz evaluiert bereits die Möglichkeiten und es sind Entscheidungen gefragt. Zusammen mit ihrem Sohn Stephan, der schon zwei Jahre in der Geschäftsleitung tätig ist, nutzt Ira Schwarz ihre eigene Erfahrung beim Aufbau der Firma, wenn sie entscheidet: „Es geht weiter“. Ihre unternehmerische Veranlagung – und der Wille sich durchzusetzen – entspringen sicher auch dem Kampfgeist ihrer Mutter.

Um die Firma mit nun 2.600 Mitarbeiter in sichere Bahnen zu lenken, muss schnell Verantwortung übernommen werden. Denn auch wenn Ira Schwarz in groben Zügen über die Strukturen des Unternehmens Bescheid weiß, hatte den kompletten Überblick bis zum Schluss nur Hans-Jochen Schwarz. Zusammen mit einem schon vor Jahren gegründetem Beirat gelingt es trotzdem, das Familienunternehmen zu bewahren und damit die schwierigen Zeiten zu meistern.

Das Haus, der Mann, die Kinder

Neben dem Mühen um die Firma lernt Ira Schwarz in dieser Zeit auch ihren jetzigen Lebensgefährten kennen, den Architekten Dieter Mann. Es folgt ein Hausbrand und eine Schenkung – im Sinne der Familientradition also wieder fordernde Zeiten und große Aufgaben.